Während DIY-Lautsprecher klanglich häufig bereits mit wenig Aufwand die gängige Stangenware der Fertiglautsprecher deutlich hinter sich lassen, steht der Hobbyist bzgl. der optisch anspruchsvollen Gestaltung seiner Kreationen bisweilen vor Problemen. Die Möglichkeiten der industriellen Massen-Fertigung mit Folierung von Gehäusen, Nutzung von Lackierkabinen, Einsatz von Hochglanz-Lacken und speziellen Verblendungen, um nur einige mögliche Features zu nennen, sind schlicht 'Werkzeuge', die dem Hobbyisten in der Regel nicht zur Verfügung stehen.
Eine von DIYlern immer wieder genutzte Variante, um in Punkto Optik nicht ins Hintertreffen zu geraten, ist daher das Furnieren von Lautsprechergehäusen. Oft werden die ersten eigenen Kreationen jedoch mit Lack gestrichen oder besprüht, weil der Hobbyist sich nicht so recht an das Thema des Furnierens heranwagt. (Ich spreche da aus eigener Erfahrung!) Dass diese Scheu, sich an das Furnieren zu wagen, letztlich unbegründet ist, möchte ich in diesem Beitrag zeigen und Mut machen, es einfach mal zu versuchen.
Ich habe mir für diesen Beitrag ein sog. SaRaiFo-Furnier ausgesucht, weil es auch für Anfänger kinderleicht zu verarbeiten ist. Außerdem steht das Akronym SaRaiFo
für 'Save the rain forest!" Dies bedeutet neben Vorteilen bei der Verarbeitung auch, dass keine gefährdeten Tropenbäume zur Herstellung dieser Furniere genutzt werden. Eine große Auswahl an
diesen Furnieren bietet Designholz.com an. Die Wavetube 152 ist z.B. mit einem Zebrano Furnier dieser Produktlinie hochfertig gefinisht worden.
Zur Verarbeitung von SaRaiFo mit der Bügelmethode braucht der Hobbyist nur wenige Utensilien:
Einen handelsüblichen Cutter, Schleifpapier (80er oder 120er Körnung) und Holzleim hat der Hobbyist in der Regel ohnehin in seinem Fundus. (Die Verwendung wasserlöslicher Leime wie z.B. Ponal ist insbesondere dann nicht zu empfehlen, wenn später noch wasserbasierte Beize zur Anwendung kommt.Mein D.A.U.-Freund Mat schwört auf den abgebildeten Bindan oder Propellerleim.) Ebenso wird sich sicherlich ein Stück Backpapierzuschnitt in den meisten Haushalten finden lassen. Lediglich ein Trockenbügeleisen muss man sich ggf. noch zulegen oder ausleihen. Von der Verwendung des eigenen Dampfbügeleisens würde ich abraten, weil Feuchtigkeitsaustritt nicht immer komplett verhindert werden kann und man auch damit rechnen muss, dass das Bügeleisen beim Furnieren doch etwas verschmutzt wird und somit für Bügelwäsche dann nicht mehr uneingeschränkt verwendet werden kann.
Wer noch nie furniert hat, sollte die folgenden Schritte, die ich an einem Lautsprechergehäuse zeige, ggf. zunächst an einem einfachen Reststück Holz nachvollziehen, um sich an die Materialeigenschaften und die Arbeitsabläufe zu gewöhnen.
SaRaiFo-Furnier wird in Rollen verschickt und unterscheidet sich in der Farbgebung unbehandelt deutlich von den Designbeispielen des Herstellers. Aber bereits nach zwei Anstrichen mit Lack / Holzsiegel bildet sich das angestrebte Resultat, wie in den Designbeispielen gezeigt, heraus. Nachdem das Furnier entrollt ist, schneidet man mit dem Cutter ein passendes Stück und legt es mit dem Vlies nach oben neben die zu furnierende Seite des Gehäuses. Das Vlies verhindert ein Brechen des Furniers und reduziert das Zusammenrollen des Stücks, wenn es mit Leim bestrichen wird. Diese Vlies-Schicht ist später komplett unsichtbar.
Dann wird der Leim auf Holz und Furnier (Vlies-Seite) aufgetragen und mittels einer Walze zu einer dünnen leicht weisslichen Schicht gerollt. Darauf achten, dass die gesamte Fläche mit Leim versorgt ist, damit sich später das Furnier (insbesondere z.B. an den Kanten) nicht löst:
Jetzt ist es an der Zeit, den Abwasch zu machen, Nachrichten zu schauen, etc., denn der Leim braucht ca. 20 Minuten (je nach Stärke auch zwei bis drei Minuten länger), um anzutrockenen. Nach etwa 20 Minuten beginnt der Leim transparent zu werden, ist aber noch nicht durchgetrocknet und das Furnier kann aufgebügelt werden.
Bevor man nun das Stück Furnier wie gewünscht auf das Holz legt, muss das Bügeleisen eingeschaltet und auf Temperatur gebracht werden (Einstellung für Baumwolle). Das Auflegen des SaRaiFo gelingt in der Regel völlig problemlos, weil es sich durch die Vlies-Schicht kaum wellt (wenn der Leim etwas angetrocknet ist). Kurz mit der Hand andrücken, das Backpapier auflegen und mit leichtem Druck das Furnier auf der vollen Fläche gleichmäßig aufbügeln. Das Backpapier verhindert, dass mögliche Verschmutzungen (durch Leim, etc.) auf Bügeleisen oder Furnier verteilt werden. An den Kanten, insbesondere bei denen parallel zu den Holzfasern, leicht herumbügeln.
Das Furnier kann dabei (ähnlich wie beim Wachsen von Skiern) gut durchwärmen (mit der Hand kontrollieren) und ist danach vollkommen fest mit dem Holz verbunden. Jetzt muss nur noch das überflüssige Material entfernt werden. Ich beginne dabei immer mit den Seiten parallel zu den Holzfasern, drücke mit dem Schleifpapier das Furnier an der Kante herunter und schleife entlang der Kante.
Wenn dies ausreichend stark geschehen ist (immer auf der Kante schleifen, um die Fläche nicht zu beschädigen), kann man den Überstand umklappen und das Furnier von der Vlies-Seite auf der Kante durchschleifen:
Ggf. wiederholt man diesen Schritt des Durchschleifens mehrfach von beiden Seiten. Dadurch löst sich das Furnier sauber entlang der Kante. Wenn das Furnier an einzelnen Stellen noch nicht ganz durch ist, nicht reißen sondern nochmals kurz schleifen, bis das Furnier sich fast von allein an der Kante ablöst:
An den Kanten, bei denen die Holzfasern orthogonal liegen, ritze ich das Furnier mit dem Cutter ein, damit sich die kleineren Stücke dann einzeln etwas leichter mit
dem Schleifpapier an der Kante brechen lässt. Mit den Fasern quer zur Kante bricht das Furnier mit dem Schleifpapier vorsichtig angeschliffen erstaunlich leicht exakt an der Kante. Überstände
lassen sich leicht mit dem Schleifpapier sauber entlang der Kante entfernen.
Mit dieser Methode werden nacheinander Rückseite, Seitenwände und schließlich Front (falls keine Schallwand aufgesetzt wird) und Deckel furniert. Die Kanten müssen dann nach Bedarf noch mit feinerem Schleifpapier nachbehandelt werden. So hat man ohne Mühe mit wenigen Hilfsmitteln seinen ersten Lautsprecher furniert.
Um die Oberfläche nun zu veredeln, gegen Verschmutzungen abzuschließen und die Maserung des Furniers hervorzuheben, wird das Furnier mit Schleifpapier (160er Körnung) glattgeschliffen (Vorsicht: nicht durchschleifen, nur die hochstehenden Fasern glätten) und dann mit "Clou Holzsiegel" gleichmäßig gestrichen oder gerollt. Dies führt dazu, dass sich die Holzfasern erneut aufstellen und sich die Oberfläche nach Trocknung erneut deutlich rau anfühlt. Daher wird erneut geschliffen (240er Körnung) und Holzsiegel gestrichen / gerollt (diesen Vorgang des Schleifens und Lackierens unter Einhaltung der Trocknungszeit des verwendeten Lacks nochmals wiederholen!).
Fräsungen für Terminals etc. werden nach dem dritten Anstrich hergestellt, denn jetzt ist die Oberfläche gehärtet und es entstehen saubere Fräskanten, die nicht
ausreißen. Da man auch bei äußerster Vorsicht die Oberfläche mit dem Fräszirkel leicht verkratzen wird, abschließend
noch ein letztes Mal schleifen, Holzsiegel auftragen und fertig ist das hochwertige Finish des Lautsprechers.
Stand April 2016